SPD im Dialog: Der Ortsverein Offenburg hatte zur Diskussion über Rassismus und Integration eingeladen.
Offenburg. „Wenn es um Rassismus und geflüchtete Menschen geht, sprechen wir zu oft ‚über‘ diese Menschen und ihre Probleme statt ‚mit‘ ihnen“, begrüßte Sebastian Henties zur aktuellen Ausgabe der Diskussionsreihe „SPD im Dialog“ des Ortsvereins Offenburg. Deshalb hatte Henties, Vorstandsmitglied und Kandidat für den Gemeinderat, zum Thema „Rassismus und gelungene Integration“ zwei Menschen eingeladen, die aus eigener Anschauung berichten können: Munir Jemal aus Kehl und Jane Simon aus Offenburg. Jemal kam vor zehn Jahren von Eritrea nach Deutschland, lebt und arbeitet in Kehl; Jane Simon vertritt die Sinti- und Roma-Community in der Ortenau und kandidiert für den Gemeinderat Offenburg.
Die Problematik der Sinti und Roma, so Jane Simon, sei etwas vertrackt. „Sie sind eine Minderheit in Deutschland, gehören aber zu Deutschland dazu.“ Ihr Großvater sei wie viele Sinti und Roma Opfer des Nationalsozialismus gewesen, als Opfer anerkannt seien die Sinti und Roma allerdings erst 1984. Sie habe sich 2000 bewusst dafür entschieden, sich für die Belange ihrer Community zu engagieren, besonders der Frauen in ihrer Community, und sie hoffe, dass sie ihnen mit ihrer Kandidatur zeigen könne, dass auch Sinti und Roma alles erreichen können. Bislang, so Jane Simon, seien gerade die Bildungs- und Berufschancen der Frauen ihrer Community schlecht.
Ablehnung habe sie bereits früh erfahren, „andere Kinder durften nicht mit mir spielen“, erinnerte sie sich. „Das hat mich verfolgt“, denn Kindern sei es egal, mit wem sie spielen, „die Erwachsenen sind es, die beeinflussen“. Auch heute noch erfahre sie, wie Menschen ihrer Community bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche benachteiligt würden, wenn sie sich als Angehörige der Sinti und Roma „outen“. Mobbing am Arbeitsplatz sei keine Seltenheit, habe sie erfahren und fordert Arbeitgeber auf, hier an der Aufklärung mitzuarbeiten. Viele Sinti und Roma outeten sich aber nicht aus Angst vor Repressalien. „Das wäre aber wichtig“, so Jane Simon. Sie wolle aufklären darüber, „was Rassismus mit einem macht, dass er den Menschen zerstört und isoliert.“
Dass gute Deutschkenntnisse und Bildung der Schlüssel zur Integration seien, habe er sehr schnell mitbekommen, sagte Munir Jemal. Allein schon deshalb, weil mangelhafte Sprachkenntnisse zu Einsamkeit führen und die Angst seiner Mitmenschen vor dem Fremden förderten. So habe er sich eben nicht nur darum bemüht, die Sprache schnell zu erlernen, sondern einen Schulabschluss zu bekommen und einen Ausbildungsplatz. Dort arbeitet er inzwischen als Geselle.
Rassismus oder Ablehnung habe er in gewisser Weise auch erlebt, bisweilen auf ganz banale Weise, etwa, indem man sich über Namen lustig machte. Er habe sich aber gut eingelebt, auch wenn der Anfang sehr schwer gewesen sei. Heute lebt er in einer Wohngemeinschaft in Kehl, habe viele Freunde, darunter auch etliche Deutsche, sagt Jemal. Und finanziell gehe es ihm gut. Auch was seine Pläne für die Zukunft betrifft, hat er klare Vorstellungen: den Meister machen und weiter arbeiten.
Mit Jane Simon stimmt er überein: „Die Gesellschaft muss bunt werden“ und „man sollte stolz sein auf das, was man ist“.
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